Der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall schließt das erste Quartal 2025 erneut mit Rekordwerten sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn ab. Laut neuesten Zahlen konnte die Düsseldorfer Waffenschmiede ihren Umsatz innerhalb eines Jahres um 724 Millionen oder fast 50 Prozent auf 2305 Millionen Euro steigern. Lukrativste Sparte ist das Militärgeschäft, das mit einem Plus von 73 Prozent auf 1795 Milliarden Euro Umsatz zulegte. Ein beträchtlicher Teil davon ist die Lieferung von Artilleriemunition in die Ukraine, mit der im ersten Quartal ein neuer Rekordumsatz von 599 Millionen Euro (66 Prozent mehr als im Vorjahresquartal) eingefahren wurde.
„Kunden kaufen heute ganze Fabriken bei uns“
Der Auftragsbestand erreichte mit 63 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau nach 40 Milliarden Euro im Vorjahr. Hinzu kommen Großprojekte wie Munitionslieferungen für NATO-Staaten, Flugabwehrsysteme für Europa und Kooperationen in den USA, Großbritannien und der Ukraine.
Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, kommentiert die Entwicklung wie folgt: „Rheinmetall wird gebraucht – Kunden kaufen heute ganze Fabriken bei uns. Europa muss sich für eine neue Ära wappnen, in der wir uns mit aller Kraft der Bedrohung unserer freiheitlichen Werte entgegenstellen müssen. In diesem Epochenbruch steht Rheinmetall fest zu seiner Verantwortung.“ Für 2025 erwartet der Konzern ein Umsatzwachstum von 25 bis 30 Prozent. Sollten sich geopolitische Spannungen weiter zuspitzen und neue Rüstungsaufträge konkretisieren, könnte die Prognose nach oben korrigiert werden.
Kriegsprofiteure machen Freudensprünge
Wie also die Zahlen von Rheinmetall zeigen, sorgt die derzeitige politische Lage für große Freude bei Waffenproduzenten. Auf der ganzen Welt brechen Imperialistische Kriege brechen aus, und wir bewegen uns in halsbrecherischem Tempo auf einen militärischen Konflikt in Europa zu. Für die einen mag das Zerstörung, Leid und Elend bedeuten, bei Rheinmetall und Co. wiederum klingeln die Kassen.
Die Aussage, dass am Krieg immer jemand mitverdient, kann zwar schnell als Binsenweisheit anmuten, und Politiker:innen wie Medien betonen laut und gerne, dass der – noch – verbale Ruf an die Waffe im Zeichen von Freiheit und demokratische Werte stehe. Dass es Rheinmetall und anderen Kriegsprofiteuren aber vollkommen egal ist wofür Soldaten auf den Schlachtfeldern sterben – um nicht zu sagen, dass sie davon profiteren, wenn militärische Konflikte eskalieren -, zeigt ein Blick in die Unternehmensgeschichte.
INFO
Rheinmetall war bis 2004 ein Familienbetrieb: 73 Prozent der stimmberechtigten Aktien lagen in den Händen der Familie Röchling, die in diesem Jahr ihre Anteile an 75 Investor:innen verkauft hat. Die Röchling SE & Co. KG kaufte 1956 die Rheinmetall Berlin AG, welche von nun an die Bundeswehr aufrüstete.
Zwangsarbeit und NSDAP-Mitgliedschaft: Rheinmetall während des Hitler-Faschismus
Während des Hitler-Faschismus trat das „Familienoberhaupt“ der Röchling-Familie, Hermann Röchling, früh in die NSDAP ein und legte eine rasante Karriere hin: Röchling war Rüstungsbeiratsmitglied im Reichswehrministerium, ab 1938 Wehrwirtschaftsführer und ab 1942 „Reichsbeauftragte für Eisen und Stahl in den besetzten Gebieten“.
Hermann und Ernst Röchling wurden nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu zehn und fünf Jahren Haft verurteilt – neben der wirtschaftlichen Ausplünderung der besetzten Länder wurden sie wegen Misshandlung ausländischer Zwangsarbeiter in ihren Unternehmen für schuldig befunden.

Die Verurteilung von Hermann und Ernst Röchling ist ein Fakt, der sich nicht in der Unternehmenschronologie auf der Website von Rheinmetall findet. Stattdessen beschwert sich das Unternehmen zunächst einmal über die Bürokratie des Hitler-Faschismus: „Selbst die für den immer noch erhofften ‚Endsieg’ notwendige Waffenfertigung wurde durch sie [Bürokratie] immer wieder ausgebremst. Das betraf sowohl die Beschaffung von Arbeitskräften – selbst die von Zwangsarbeitern –, als auch die Verlegung von Betrieben.“ So sieht also die kritische Auswertung des Nationalsozialismus durch den Konzern aus.
75 Jahre später ist das Großunternehmen erneut fest mit der deutschen Kriegsmaschinerie verwoben und fährt auf Kosten derjenigen, die unter den weltweiten Kriegen leiden, Rekordgewinne ein. Vorstandschef Papperger bereitet sich nach eigenen Angaben auf eine „neue Ära“ vor, in der sich das Unternehmen „mit aller Kraft der Bedrohung unserer freiheitlichen Werte entgegenstellen“ möchte.
Zuerst veröffentlicht auf Perspektive Online.