Warnstreik Verdi Unikliniken Baden-Württemberg

Streik an Unikliniken beigelegt – Verdi-Mitglieder stimmen Verhandlungsergebnis zu

Nach mehreren Warnstreiks und wochenlangen Verhandlungen ist der Tarifkonflikt an den vier Unikliniken Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Ulm beigelegt. Für die rund 30.000 Beschäftigten bedeutet das: mehr freie Tage, höhere Löhne und Zeitzuschläge sowie Entlastung in der Pflege.

Die Mitglieder der Dienstleistungsgewerktschaft Verdi haben sich mit über 82 Prozent für das am 3. Juli erzielte Verhandlungsergebnis ausgesprochen. Die Verdi-Tarifkomission hat anschließend einstimmig beschlossen, das Tarifergebnis mit einer Laufzeit von knapp zwei Jahren anzunehmen. Damit ist der seit Anfang Juni andauernde Konflik mit dem Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Universitätsklinika (AGU) zu Ende gegangen.

Verdi-Verhandlungsführer Jakob Becker zeigte sich zufrieden mit dem als „Zukunftspaket“ gepriesenen Ergebnis. „Das jetzt geschnürte Zukunftspaket bringt mehr Geld mit sozialer Komponente, mehr Entlastung durch mehr Zeit sowie verbindlichere Ausbildungsqualität. Mit den zusätzlichen freien Tagen und der Wahlmöglichkeit zwischen Geld und Freizeit betreten wir echtes Neuland bei den Unikliniken im Land.“ Auch andere Vertreter der Gewerkschaft heben besonders die Vereinbarungen hervor, die die Zeitregelungen betreffen.

Der Arbeitgeberverband erklärte, mit dem Tarifabschluss habe man einen guten Kompromiss im Hinblick auf die Kernforderung von Verdi nach mehr Wahlfreiheit gefunden. Angesichts der Aussagen vom Beginn der Streikwelle, dass sich durch Zugeständnisse ihrerseits die Arbeitsbedingungen in den Kliniken weiter verschlechtern würden und dass es sich bei den Streiks um eine „aggressive und gleichzeitig völlig unberechtigte Aktion“ handele, wirkt das aktuelle Statement fast schon zynisch: „Durch den Tarifabschluss steigern wir die Attraktivität, an unseren vier Uniklinika zu arbeiten, weiter.“

Das haben die Streikenden erreicht

  • 1050 Euro als Einmalzahlung
  • Ab 1. Oktober 2024 4,3 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 160 Euro pro Monat
  • Ab 1. Oktober 2025 weitere 3,7 Prozent mehr Lohn

Die vereinbarten Lohnerhöhungen in Höhe von insgesamt acht Prozent sollen in zwei Stufen innerhalb der nächsten zwei Jahre erfolgen.

Mehr freie Tage

Je nach Länge der individuellen Betriebszugehörigkeit winken den Beschäftigten erstmals mehr freie Tage, die im jeweiligen Jahr in Anspruch, oder über mehrere Jahre hinweg angespart werden können. Es ist auch möglich, die zusätzlichen Urlaubstage ausbezahlen zu lassen.

  • Ab 5 Jahren: ein zusätzlicher Tag pro Jahr
  • Ab 15 Jahren: zwei zusätzliche Tage pro Jahr
  • Ab 25 Jahren: drei zusätzliche Tage pro Jahr
  • Ab 35 Jahren: vier zusätzliche Tage pro Jahr

Erhöhung der Zeitzuschläge ab 1. Januar 2025

  • Nachtarbeit zwischen 0 und 4 Uhr von 35 auf 40 Prozent
  • Sonntagsarbeit von 25 auf 40 Prozent
  • Erhöhung des Faktors in der Bereitschaftsdienstvergütung Stufe 1 von 0,5 auf 0,7 und Stufe 2 von 0,8 auf 0,9

Entlastungen in der Pflege

Die Arbeitgeber verpflichten sich zur Einführung von Systemen, die die Belastung der Pflegebediensteten messen können. Bis ein automatisiertes System an den Start geht, kann die Belegschaft zwischen einem Entlastungsbetrag oder fünf freien Tagen pro Jahr wählen.

Höhere Ausbildungslöhne

Auch um die extrem teuren Mieten in den Universitätsstädten besser bezahlen zu können, erhalten Azubis und Praktikanten insgesamt 1505 Euro als Einmalzahlung sowie gestaffelte Lohnerhöhungen. Konkret heißt das:

  • Einmalzahlungen in Höhe von 755 Euro spätestens im September 2024 und 750 Euro im Dezember 2024
  • Ab dem 1. August 2025 100 Euro mehr Lohn pro Monat
  • Ab dem 1. April 2026 weitere 75 Euro mehr Lohn pro Monat

Verdi konnte sich mit den Arbeitgebern nach eigenen Angaben außerdem auf ein „umfassendes Paket zur Verbesserung der Ausbildungsqualität“ verständigen, dass die Azubis besser auf die Arbeit in den Kliniken vorbereiten soll.


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