Dass auch in Deutschland alle Zeichen auf Krieg stehen, ist seit der im Jahr 2022 von Olaf Scholz ausgerufenen Zeitenwende allgemein bekannt. Die dafür notwendige Aufrüstung der Bundeswehr und des Staatsapparats läuft auf Hochtouren.
Während die Ausgaben des Verteidigungsministeriums im Jahr 2022 noch bei 50,4 Milliarden Euro lagen, stiegen sie kontinuierlich auf 58,6 Milliarden Euro im Jahr 2023, 72 Milliarden Euro im Jahr 2024 und 86,4 Milliarden Euro im Jahr 2025. Im kommenden Jahr 2026 sollen die Ausgaben auf 108,2 Milliarden Euro ansteigen. 82,7 Milliarden Euro stammen aus dem Einzelhaushalt, 25,5 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen. Die Ausgaben für die militärische Beschaffung sollen 2026 auf 47,88 Milliarden Euro steigen.
Und doch ist der Kaufrausch noch lange nicht vorbei. Denn noch ist Deutschland nicht die führende Militärmacht in Europa. Eine neue Veröffentlichung zeigt die neuesten Beschaffungspläne des Verteidigungsministeriums. Dabei geht es um Material im Wert von rund 400 Milliarden Euro, das in den nächsten Jahren herangeschafft werden soll.
Neueste Waffen für die neue Militärmacht
Zu den interessantesten neuen Waffensystemen, die der Truppe zur Verfügung gestellt werden sollen, zählen sowohl der Nachfolger für das G36-Hauptsturmgewehr und die standardisierte Handfeuerwaffe P8, als auch Kamikaze-Drohnen und Hyperschall-Raketen.
Gerade die letzten beiden Waffensysteme ziehen Aufmerksamkeit auf sich: Kamikaze-Drohnen – auch Loitering Munition oder Suizid-Drohnen genannt – gehören zu einer der Waffengattungen, die das Schlachtfeld spätestens seit dem Ukraine-Krieg nachhaltig prägen. In der Ukraine und im Bürgerkrieg im Sudan kommen sie in Massen zum Einsatz.
Um für den Masseneinsatz rentabel zu sein, müssen diese Drohnen natürlich auch so günstig wie möglich werden. An der Hardware wird konstant experimentiert, um den Preis zu drücken, aber auch an der Software wird nach günstigeren Mitteln gesucht. Bislang werden solche Drohnen noch von Menschen gesteuert, nun sollen immer mehr Aufgaben von KI übernommen werden. Doch durch schlechte Hardware und Kamera-Qualität besteht schon jetzt die Gefahr, dass zum Beispiel Zivilist:innen mit militärischen Zielen verwechselt werden können.
Deutschland will erst einmal 600 solcher Drohnen von einem unbekannten Hersteller kaufen. Aber auch mit dem israelischen Drohnen-Bauer Elbit Systems will die Bundeswehr kooperieren und für 700 Millionen Euro deren System SkyStriker kaufen. Anfang Dezember wurde zudem der erste Teil des israelischen Raketenabwehrsystems Arrow 3 in der Nähe von Berlin stationiert. Außerdem testet das deutsche Militär die Systeme zweier deutscher Start-ups und von Rheinmetall.
Die neuen Hyperschall-Raketen sollen zudem Stärke vermitteln. Mit ihnen wäre Deutschland ganz vorne bei den großen Playern auf dem internationalen geostrategischen Schachbrett dabei. Russland und China präsentieren schon längst ihre Hochgeschwindigkeits-Raketen, und die USA sind eifrig mit der Entwicklung eigener Modelle dabei.
Nun will auch Deutschland mit 500 solcher Raketen einen Schritt näher in Richtung der Entwicklung einer eigenen deutsche Version gehen. Diese Waffen können Ziele mit hoher Präzision über eine Entfernung von über 2.000 Kilometern treffen. Damit steigt also gleichzeitig die Gefahr, regionale Konflikte weiter zu eskalieren.
Der freie Markt ist nicht schnell genug
Eine weitere Besonderheit der Pläne sind neue Methoden, um die Beschaffung des Kriegsmaterials zu beschleunigen: Aufträge im Wert von 64 Milliarden Euro sollen nicht mehr durch offene Ausschreibungen auf dem Markt vergeben werden, sondern entweder durch direkte Vergabe an Rüstungsproduzenten und Lieferanten. Oder sie sollen nur einem ausgewählten Kreis an Unternehmen angeboten werden.
Zu langsam für den Fahrplan zur Kriegsmacht wären die Ausschreibungsprozesse für die Materialbeschaffung. Ein Gesetz für solche Direktvergaben soll Anfang 2026 in Kraft treten.
Nicht nur die altbekannten Rüstungsriesen wie Rheinmetall sehen ihre Gewinne steigen und expandieren ihre Produktion. Immer mehr Konzerne wollen ihr Portfolio durch die Produktion von Kriegsmaschinerie erweitern. Der deutsche Verteidigungsindustrieverband gibt an, dass sich seine Mitglieder von 243 im November 2024 auf 440 im November 2025 fast verdoppelt haben.
Die Militärstrategen gehen wohl nicht davon aus, dass Deutschland das Hauptschlachtfeld im nächsten Krieg sein wird. Vielmehr geht es darum, dass die BRD das Rückgrat der Front bildet. Besonders den Nachschub notwendiger kritischer Infrastruktur will Deutschland stellen.
Aus den neuen Papieren geht hervor, dass dafür besonders der sogenannte Heimatschutz im Fokus steht. Hier soll sich das Heer auch personell durch die neue Wehrpflicht und die Aufstellung von 23 neuen Bataillonen vergrößern.
Zuerst veröffentlicht auf Perspektive (CC BY-NC-SA 4.0).








