Letzte Generation vor Gericht: Solidarität mit den Zehn vom Hamburger Flughafen

Im Juli 2023 brachten Mitglieder der Letzten Generation den Betrieb am Hamburger Flughafen über mehrere Stunden zum Stillstand. Ein Gericht verurteilte sie nun zu einer Schadensersatzahlung in Höhe von mehr als 400.000 Euro an Eurowings.

Zehn Mitglieder der Letzten Generation hatten am 13. Juli 2023 das Gelände des Hamburger Flughafens betreten, vier von ihnen klebten sich in der Nähe der Start- und Landebahnen auf dem Asphalt fest. Sie protestierten damit gegen die Politik der Bundesregierung in der sich dramatisch verschärfenden Klimakrise – letzlich, weil diese ihre selbst beschlossenen Gesetze nicht einhält..

An diesem Dienstag, 25. November, berichtete dann zuerst „Bild“ davon, dass die zehn Protestierenden vom Landgericht Hamburg im Zivilverfahren zu insgesamt 403.137,68 Euro Schadenersatz verurteilt wurden. Geklagt hatte die Lufthansa-Tochter Eurowings. Zusätzlich erließ das Gericht eine Unterlassungsverfügung, die die Gruppe von weiteren Protesten am Hamburger Flughafen abhalten soll. Bei einem Verstoß droht ihnen ein Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder eine mehrjährige Haftstrafe.

Die heute 33-jährige Miriam Meyer, eine der Beteiligten fragte damals: „Wo, wenn nicht auf einem Flughafen, ist der richtige Ort, um gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu protestieren?“

Miriam Meyer dreht im Mai 2023 die RMR-Pipeline ab. Foto: Letzte Generation

„Was schon vor zwei Jahren galt, ist heute leider immer noch aktuell“

Auch Judith Beadle, heute 45, war an dem Protest vor über zwei Jahren beteiligt: „Was schon vor zwei Jahren galt, ist heute leider immer noch aktuell: Das Programm der Bundesregierung reicht nicht einmal aus, um ihre selbst gesetzten Klimaziele zu erfüllen. Statt gegenzusteuern, subventioniert uns die Regierung immer tiefer in die Katastrophe. “

Erst vor zwei Wochen verkündete die Bundesregierung aus Union und SPD, dass die Ticketsteuer im Luftverkehr sinken soll. Friedrich Merz spricht von einer Summe in Höhe von rund 350 Millionen Euro, die der Staat den Unternehmen erlässt. Wenige Wochen zuvor war bekannt geworden, dass die Deutsche Bahn den Preis für das Deutschlandticket im Januar 2026 auf 63 Euro pro Monat erhöht.

Die erneute Subventionierung des Flugverkehrs und die Vernachlässigung des ÖPNV als klimafreundliche Alternative sind umso skandalöser, als neueste Erkenntnisse der Klimawissenschaft ein alarmierendes Bild zeichnen: Die internationale Studie Global Carbon Budget hat ergeben, dass die globalen CO2-Emissionen so hoch wie nie sind, dass die CO2-Konzentration in der Luft einen neuen Höchstwert erreicht hat und dass das verbleibende CO2-Budget für 1,5 Grad praktisch aufgebraucht ist.

Das Update des Climate Action Trackers kommt zu dem Schluss, dass es so gut wie keinen Fortschritt in Sachen Klimaschutz gibt und dass die Welt gegenwärtig auf eine 2,8-Grad-Erwärmung zusteuert, wenn die Staaten weitermachen wie bisher. Gemäß dem State of the Climate Report 2025 hat sich die Erderwärmung seit dem vergangenen Jahr erneut beschleunigt, außerdem hat das Volumen der antarktischen und grönländischen Eismassen ein Rekordtief erreicht, ganze Tierpopulationen seien im klimabedingten Zusammenbruch begriffen und das Risiko von Konflikten um Wasser sei gestiegen.

„Eigentlich sollten Eurowings und unsere Regierung Schadenersatz für die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zahlen“

Judith Beadle von der Letzten Generation ergänzt: „Jetzt sollen wir über 400.000 Euro an Eurowings zahlen – und sogar ins Gefängnis gehen, wenn wir es noch einmal wagen sollten, die Airline bei ihrem Profitmachen auf Kosten des Planeten zu stören. Eigentlich sollten Eurowings und unsere Regierung Schadenersatz für die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zahlen – und nicht diejenigen, die darauf aufmerksam machen!“

Wer sich solidarisch mit den Protestierenden zeigen will, kann ab sofort unter diesem Spendenlink die Antirepressionsarbeit des Vereins Rückendeckung für eine aktive Zivilgesellschaft (RAZ) unterstützen. Der RAZ leistet emotionale und rechtliche Unterstützung, unter anderem für ehemalige MitgliederInnen und UnterstützerInnen der Letzten Generation.

Mit Material vom Untergrund-Blättle (CC BY-NC-SA 4.0)

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