Die Anzahl an antifaschistischen Linken, im Knast sitzen oder untergetaucht sind, nimmt in den letzten Jahren immer weiter zu. Einer von ihnen ist der Antifaschist und Kommunist Yan, der im Zuge der Stuttgarter Krawallnacht neben mehreren Anderen angeklagt und zu mehreren Jahren Haft verurteilt wurde. Er hat sich entschieden, diese Haftstrafe nicht anzutreten und unterzutauchen. Eine ausführlichere Begründung für seinen Schritt hat er im Mai 2023 veröffentlicht.
Gerade in Zeiten zunehmender Repression sind solche Entscheidungen für die antifaschistische und kommunistische Bewegung von enormer Bedeutung. Sie sind ein konsequenter Ausdruck des antagonistischen Verhältnisses zu Staat und Justiz und bieten Perspektiven jenseits staatlicher Repression.
Yan hat für uns, genau wie die verfolgten Genoss:innen aus dem Budapest-Komplex und dem Antifa-Ost-Verfahren, mit diesem Schritt aufgezeigt, dass wir uns als Revolutionär:innen nicht der Staatsgewalt ausliefern müssen. Es gibt Alternativen zur Haft, und wir können andere Handlungsspielräume aufrechterhalten.
Dass dies möglich ist, wurde vielen in Deutschland auch durch die Festnahme von Daniela Klette im letzten Jahr wieder stärker bewusst. Über Jahrzehnte hinweg haben es Genoss:innen geschafft und schaffen es noch immer, sich der Verfolgung durch die BRD zu entziehen und aus dem Untergrund hinaus Debatten anzustoßen, um somit Teil des politischen Geschehens zu sein.
Auch wenn das Entziehen der Staatsgewalt und das Leben im Untergrund nicht für jede Genoss:in, die von Haftstrafen betroffen ist, möglich ist – sei es aus persönlichen und politischen Abwägungen oder aufgrund des Verfolgungswillen des Staates –, so ermöglichen uns diese Beispiele überhaupt eine weitere Herangehensweise und Diskussionen an schwere Repression. Sowohl im Umgang mit konkreten Urteilen als auch im Umgang mit der abschreckenden Wirkung, die Repression gegen Einzelne auf uns alle haben soll.
Auch wenn kriminalisierte Antifaschist:innen wie Yan aktuell nicht mehr Teil unserer alltäglichen politischen Arbeit sind, prägen sie uns als politische Kollektive und Revolutionär:innen weiterhin.
Unsere Aufgabe ist es, die Solidarität mit Genoss:innen im Untergrund nicht abreißen zu lassen, ihre Entscheidung greif- und diskutierbar zu machen und die Solidarität auf die Straße zu tragen.
An dieser Stelle grüßen seien alle Genoss:innen gegrüßt, die aktuell in Haft sitzen, den Widrigkeiten des Knastes tagtäglich trotzen und widerständig bleiben. Ganz besonders grüßen wir die Antifaschist:in Maja, die am 5. Juni einen Hungerstreik begonnen hat, um auf die menschenunwürdigen Bedingungen im ungarischen Knast aufmerksam zu machen und eine Überstellung nach Deutschland, sowie ein Auslieferungsstopp zu fordern.
An dich, Yan: Wir senden dir viele solidarische Grüße, viel Kraft und revolutionären Mut. Wir vermissen dich und denken an dich! Freiheit und Glück allen Untergetauchten. Liebe und Kraft in Haft!