In der militanten antifaschistischen Szene gab es in den letzten Jahren eine ganze Reihe an repressiven Maßnahmen seitens des Staates in Form von Verhaftungen, Gerichtsverfahren und Deportationen, sei es im Rahmen des Antifa-Ost-Verfahrens oder des sogenannten Budapest-Komplexes. Der deutsche Staat reagiert unnachgiebig auf mutmaßliche militante Angriffe auf Faschist:innen.
Lina E. wurde im Rahmen des Antifa-Ost-Verfahrens vorgeblich wegen Angriffe auf Faschist:innen in Sachsen und Thüringen zu fünf Jahren Haft verurteilt. Maja T. trifft es noch härter: In einer Nacht- und Nebelaktion wurde Maja von der Polizei nach Ungarn ausgeliefert. Die Repressionsbehörden haben aktiv die Entscheidungsgewalt des Bundesverfassungsgerichts übergangen, um potenzielle Solidaritäts- und Widerstandsaktionen zu umgehen. Dies passierte in solch einem Eiltempo, dass Maja schon in Ungarn angekommen war, nachdem das Bundesverfassungsgericht diese Maßnahme als rechtswidrig erklärte.
Seit 28. Juni 2024 sitzt die nicht-binäre antifaschistische Person nun in Ungarn in Haft und befindet sich aufgrund der katastrophalen Haftbedingungen seit dem 5. Juni 2025 in einem Hungerstreik. Erst vergangenen Freitag meldete sich Maja in einer emotionalen Videobotschaft und richtete solidarische Grüße an die Teilnehmer:innen der Demo in Jena: „Herzliche Grüße und eine kraftvolle Demo!“.
Großer antifaschistischer Protest in Jena
Aufgrund all dieser Entwicklungen reisten am 14. Juni über 8.000 Antifaschist:innen zu einer bundesweit organisierten antifaschistischen Demonstration nach Jena. Angesichts der stand hierbei besonders der Hungerstreik von Maja mitsamt der Forderungen im Vordergrund. Auch die im Antifa-Ost-Verfahren beschuldigte Lina E. sandte aus ihrer Haft Grußworte der Solidarität in Richtung Maja.
Sie beschreibt dabei die Situation der Antifaschist:innen in den deutschen Gefängnissen als harsch, dennoch betont sie, dass Maja aktuell in Ungarn in einer noch viel schwierigeren Situation sei. Auch Lina hofft, dass Maja bald wieder nach Deutschland zurückkehren kann.
Majas Vater spricht – Pyro und Rauch auf der Demo
Redebeiträge in Solidarität mit Maja und den verurteilten und untergetauchten Antifaschist:innen gab es auf der Kundgebung viele. Einer der vielleicht berührendsten Ansprachen kam dabei von Majas Vater selbst, der die Haftbedingungen von Maja noch einmal genauer beschreiben konnte: Der Hungerstreik mache Maja sehr zu schaffen und könne durchaus auch langfristigste Gesundheitsschäden nach sich ziehen.
Obendrein wurde von ihm die Folter der Isolationshaft angeprangert, die für die betroffenen Personen bedeute, über Tage und Wochen hinweg ohne soziale Kontakte auszukommen und „dazu zwingt, 24 Stunden am Tag nur die Wände und die Decke anzustarren“.
Die Demonstration selbst fand trotz 32 Grad Hitze ohne größere Komplikationen statt. So war vermutlich auch die eher schwach aufgestellte Polizei überwältigt von dem Aufgebot mehrerer tausend Antifaschist:innen. Damit wurde die Demonstration sehr kämpferisch durchgeführt. Dies wurde vor allem durch die leidenschaftlichen Parolen, die Banner und Pyrotechnik innerhalb und außerhalb der Demo deutlich.

Auch nach Jena: der Kampf geht weiter
Aufgrund des Hungerstreiks von Maja wurde von verschiedenen Organisationen für das kommende Wochenende vom 20. bis 22. zu bundesweiten Aktionstagen aufgerufen. Andere Organisation haben darüber hinaus einen Hungerstreik in Solidarität mit Maja und anderen Antifaschist:innen in der Türkei angekündigt.
In Ungarn geht der Prozess von Maja derweil weiter: Der Richter stellt dabei Majas Hungerstreik offen infrage, auch Gefängniswärter:innen und weiteres Personal machen sich lustig über die Situation der gefangenen Person. Dabei drohen Maja bis zu 24 Jahre Haft in Ungarn. Deshalb ist abzusehen, dass auch nach Jena und den Aktionstagen der Kampf in Solidarität mit Maja und allen Antifaschist:innen in Haft weitergehen wird.
Mit Material von Perspektive Online (CC BY-NC-SA 4.0).